Der Schock fürs Leben

Veröffentlicht: Freitag, 06. Februar 2015 14:29

Defi Kurs 22Dorfgemeinschaft Oberndorf verfügt nun über Frühdefibrillator

 

Der plötzliche Herztod ist in Deutschland die Todesursache Nummer eins außerhalb von Krankenhäusern. Pro Jahr sterben in Deutschland mehr als 100.000 Menschen an plötzlichem Herzversagen. Diese Todesform übersteigt die Häufigkeit des Verkehrsunfalltodes um das 12-fache. Moderne Technik und ein aktuelles Ausbildungsprogramm der Feuerwehr Oberndorf sollen dazu beitragen, die Überlebensrate deutlich zu erhöhen.

 

Etwa 40 - 50 Prozent der Patienten, die vom Rettungsdienst wiederbelebt werden, weisen bei der ersten EKG-Rhythmusanalyse „Kammerflimmern“ auf. Es handelt sich hierbei um eine Herzrhythmusstörung, bei der die Muskulatur des Herzens so unkoordiniert arbeitet, dass die Herzmuskelfasern sich ungleichmäßig zusammenziehen, der Herzmuskel insgesamt „flimmert". Infolgedessen wird kein Blut mehr gepumpt, der Patient ist klinisch tot.

 

Defibrillation einzig wirksame Behandlung

Die einzig wirksame Behandlung des Kammerflimmerns ist die sofortige elektrische Defibrillation, unterstützt von den Basismaßnahmen der Wiederbelebung (Atemspende, Herz-Druck-Massage). Bei der elektrischen Defibrillation wird mittels großflächiger Elektroden ein Stromstoß auf den Körper des Betroffenen abgegeben. Dadurch soll das ungeordnete Fibrillieren der Herzmuskelfasern unterbrochen und in eine regelrechte Aktion überführt werden. Da der Stromstoß jedoch auch andere Muskeln erreicht, „zuckt“ der Patient hierbei insgesamt zusammen.

 

Überlebenswahrscheinlichkeit

Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Defibrillation wird entscheidend durch den Faktor Zeit begrenzt. Je früher die Defibrillation durchgeführt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient überlebt. Eine Kombination aus sofortiger Frühdefibrillation und weiterführenden Wiederbelebungsmaßnahmen erhöht die Überlebenschancen des Patienten um bis zu 60 Prozent. Wird hingegen erst nach zehn Minuten defibrilliert, beträgt die Überlebenswahrscheinlichkeit nur ca. fünf Prozent.

 

Defi KursFrühdefibrillation durch die Feuerwehr

Da durch die Lage der Ortschaft Oberndorf bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes lebenswichtige Minuten vergehen, muss die Maßnahme der Frühdefibrillation auch von nichtärztlichem Personal durchgeführt werden. Die Industrie hat hierzu moderne, automatische Defibrillatoren entwickelt, die das EKG des Patienten über Elektroden aufnehmen, auswerten und bei Vorliegen von Kammerflimmern eine Defibrillation empfehlen. Der Stromstoß muss vom Anwender jedoch selbst ausgelöst werden. Die medizinische Fachkompetenz ist bei diesen Geräten quasi eingebaut.

 

Aus diesem Grund hat sich die Feuerwehr Oberndorf Ende 2014 durch die großzügige Spende ihres Mitglieds und aktiven Feuerwehrkameraden Raphael Nguyen einen eigenen externen Frühdefibrillator "AED" beschafft. Am vergangenen Wochenende haben nun insgesamt 25 aktive Feuerwehrkameraden, aufgeteilt in zwei Gruppen, an einer entsprechenden Schulungdes Bayerischen Roten Kreuzes im Gerätehaus Oberndorf teilgenommen. Dabei wurdensowohl der fachgerechte Umgang mit dem neuen Gerät geschult als auch die Grundlagen in der Herz-Druck-Massage aufgefrischt und auch praktisch an entsprechenden Dummy-Puppen geübt.

 

Der Frühdefibrillator wird von nun an im Mannschaftstransportfahrzeug mitgeführt und steht bei Notfällen zur Verfügung. Im Notfall haben auch alle Einwohner Oberndorfs die Möglichkeit, sich kurzfristig Zugang zu dem Gerät im Feuerwehrgerätehaus durch Drücken des Sirenen-Knopfes zu verschaffen. Gleichzeitig wird dadurch die Sirene ausgelöst und weitere Hilfe eilt herbei. Es besteht somit eine realistische Chance in einem Notfall schnelle Hilfe leisten zu können und die Überlebenswahrscheinlichkeit zu erhöhen!

 

Notruf immer zuerst

Trotz der neuen Ausrüstung ist es laut ersten Kdt. Christian Holzapfel unumgänglich, immer zuerst den Notruf über die bekannte Nummer 112 abzusetzen und somit den Rettungsdienst zu verständigen!

Ein weiterer Frühdefibrillator ist auch bei der Feuerwehr in Miltach stationiert und steht deren Einsatzkräften zur Verfügung.

(Bericht und Fotos von Kdt. Christian Holzapfel und Florian Raab)

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