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Die Ortschaft

Das Dorf

Dorfgeschichte Luftbild Bild1Geschichtliches über Oberndorf

Eine erste schriftliche Erwähnung findet Oberndorf im beginnenden 14. Jahrhundert, wo es als Dorf zur Vogtei Miltach gehörend aufgezählt wird.

1432 wird Oberndorf als „Obern-Miltach" genannt, später als „Oberes Dorf von Miltach", um 1800 hatte es bereits die heutige Bezeichnung „Oberndorf".

1760 bestand der Ort aus 11 Anwesen, die sich links und rechts der Straße angesiedelt hatten, weshalb Oberndorf als typisches Straßendorf bezeichnet werden konnte. Im Jahr 1916 waren es bereits 17 Haushalte. Im Laufe der Zeit veränderte sich allerdings die Bebauung, da auch in „zweiter Reihe" Häuser entstanden. Derzeit besteht der Ort aus 45 Wohngebäuden, davon stammen 11 noch aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, 5 entstanden nach Abbruch als Ersatzbauten an gleicher Stelle und 25 Wohnhäuser wurden ganz neu gebaut. Die Anwesen Schollerer und das Austragshaus Heigl verschwanden ersatzlos. Auf der Fläche, auf der die Gebäude Münch und Steinbauer standen, wird zur Zeit eine Werkstatthalle errichtet. Das älteste Wohnhaus in Oberndorf wurde um 1700 erbaut und steht auf dem Anwesen von Richard Schmidbauer. Es gehörte zur früheren Mühle und wird immer noch bewohnt.

Vom „Wirt von Oberndorf" über „Tanzlokal B 85" zur Werkstatthalle der BayWa-Technik Ostbayern

Steinbauer-Münch Bild 2Das kürzlich abgebrochene ehemalige Wirtshaus kann eine bewegte Geschichte vorweisen. Im Jahr 1670 heiratete Johann Münch aus Neumark in das Anwesen ein. Die Münchs blieben danach nahezu 300 Jahre die Besitzer auf dem Anwesen. Paul Münch ist 1870 als Mitglied im Distriktrat nachgewiesen. Kurz nach dem 2. Weltkrieg entstand durch einen großzügigen Anbau ein geräumiger Saal, der bis etwa 1980 auf die tanzfreudige Jugend eines großen Einzugsbereichs eine starke Anziehungskraft hatte. Ältere Generationen werden sich noch an die Auftritte der Band „Sunny Boys" erinnern, die der Oberndorfer Johann Vogl leitete. Im Jahr 1977 führte die Familie Prescha das Lokal als „Tanzlokal B85". Bei einem erneuten Besitzerwechsel erwarb 1993 der Malerbetrieb Zollner das Anwesen von Anita Brai. Kurze Zeit wurde darin auch eine Pizzeria betrieben, was allerdings schon wieder über fünf Jahre zurückliegt.

Der „Wirt von Oberndorf" besaß wichtige amtliche Funktionen. Schon um 1880 ließ sich hier der Amtstierarzt die Hunde vorführen, um sie auf die „Hundswut" zu untersuchen. Hier fanden auch die regelmäßigen Amtstage des Bezirksamtes statt, daneben diente das Amtszimmer auch als Wahllokal. Sogar als Impflokal für Kinder wurde es genutzt. Größte Bekanntheit erhielt die Lokalität in der Zeit von etwa 1949 bis 1960, als sich hier alle Arbeitslosen aus dem Bereich Chamerau bis Harrling wöchentlich bei den Angestellten des Arbeitsamtes melden mussten. Einmal kamen sie zum „Stempeln", das heißt sie erhielten einen Stempel in ihre Papiere, und die nächste Woche war Zahltag. An diesem Tag ging es verständlicherweise hoch her, gerade in den Wintermonaten, wenn hundert arbeitslose Männer ihr Geld erhielten und manche einen Teil davon gleich in Bier umsetzten.

Um 1936 baute Franz Xaver Steinbauer mit seiner Frau Berta am Ortseingang ein für damalige Verhältnisse sehr stattliches Gebäude und richtete darin einen Laden ein. Neben Lebensmitteln gab es hier einfache Werkzeuge, Öfen, Haushaltsgegenstände und Fahrräder. Daneben betrieb der Schlossermeister eine Werkstätte für Installation und Spenglerei. Um 1950 kam sogar eine Tankstelle dazu, die Benzin der Marke „Deltin" vertrieb. Zollner erwarb 1994 das Haus von Maria Krebs.

Was vor vielen Jahrzehnten in mühevoller Handarbeit aufgebaut wurde, verschwand Mitte Januar 2012 in wenigen Tagen durch Einsatz von zwei Baggern. Nur hohe Schuttberge aus Ziegel erinnerten noch an zwei markante Gebäude, die an Oberndorfs Einfahrt das Ortsbild prägten.

Nur ein Teil des ehemaligen Tanzsaales im rückwärtigen Bereich blieb stehen. Mit einer Gebäudefläche von 580 Quadratmetern (18x32 m) entsteht nun auf der 2500 Quadratmeter großen Fläche eine Halle in Leichtbauweise für die spätere Nutzung durch die BayWa-Technik Ostbayern.

Der Müller von Oberndorf

Ab dem Jahr 1669 lässt sich die Existenz einer Mühle in Oberndorf nachvollziehen, die allerdings bereits vor über 45 Jahren ihren Betrieb einstellte. Das Gewerbe als Müller findet sich in der Familiengeschichte von einem Georg Penzkofer. Der letzte Müller auf den Anwesen war Johann Schmidbauer, der leider im Jahr 2001 verstarb. Das Wasserrecht zur Nutzung des Baches als Antriebskraft erlosch erst vor kurzem, mit der Durchführung der Hochwasserfreilegung. In alten Karten wird das kleine Gewässer, das aus dem Klingelbachtal kommt, als „Mühlbach" bezeichnet.

Backofen Bild 3Das Foto mit Maria Schmidbauer entstand zwar erst 1999, es zeigt aber deutlich, wie die hiesige Bevölkerung ihr Hausbrot backte.

Etwa alle 3 bis 4 Wochen stand das Brotbacken auf dem Arbeitsplan einer Bäuerin. Dazu legte sie zwei Tage vor dem Backtermin ein faustgroßes „Uraweckl", das vom letzten Brotbacken zurückbehaltene Sauerteiglaiblein, ins „Uraküberl" und goss etwas warmes Wasser darüber. Am nächsten Tag kam dann schon etwas Mehl dazu, damit sich eine größere Sauerteigmenge bildete. Gegen Abend wurde das gesamte Mehl hinzugefügt. Wichtig bei allen Arbeiten war die Zimmertemperatur, damit der Teig „gehen" konnte. Am Backtag begann man schon zeitig in der Frühe damit, den Teig etwa eine Stunde lang zu kneten. Nach nochmaligem Ruhen im Backtrog, wurden die Laibe schön rund ausgeformt. Währenddessen wurden im gemauerten Backofen die großen Holzscheite entzündet, die man den „Bohwied" nannte. Nach zwei Stunden war der Holzstoß niedergebrannt, nun war die notwendige Hitze vorhanden. Nach der Entfernung der Glutreste mit der „Ofakrugga" und dem Herauskehren der Rückstandsasche mit einem Kehrwisch, wurden die Laibe mit der Ofenschüssel „eingeschossen". Nach zwei Stunden Backzeit war das köstliche Bauernbrot fertig.

Vor Jahrzehnten noch war der Wert des Brotes sehr hoch. Nicht das kleinste Stück durfte verderben oder gar weggeworfen werden. War es nach Wochen wirklich einmal hart geworden, fand es zum Einbrocken in Suppen oder Milch noch seine Verwendung.

Dorfgeschichte Kramer Bild 4Einkaufsläden

Bis zum 29. Februar 2008 läutete die Glocke des Lebensmittelgeschäftes von Emma Hofmann, wenn Kunden ihren Laden betraten. Danach gab sie schweren Herzens den Betrieb des Geschäftes auf. Die Discounter als Konkurrenz wurden zu mächtig. Zudem gab es Schwierigkeiten bei der mengenmäßigen Belieferung von Seiten der Großhändler, die ungern kleine Liefereinheiten zustellen wollten. Damit endete 2008 in Oberndorf eine Tradition, die bereits einige Jahre vor dem letzten Krieg begann, als Karolina und Michael Hofmann in ihrem Haus an der Hauptstraße einen Kramerladen eröffneten. Das Angebot war sicher bescheiden, denn die Bevölkerung vor 75 Jahren war vielfach noch Eigenerzeuger der Grundnahrungsmittel. Milch, Eier, Mehl, Kartoffeln und Fett konnten größtenteils noch selbst produziert werden. Zudem bewirtschaftete jede Hausfrau noch ihren Garten zur Gemüseerzeugung. Beim „Kramer", so wurde Hofmanns Laden bald von den Oberndorfern genannt, kaufte man nur jene Lebensmittel, die nicht zur Verfügung standen: Zucker, Salz, Reis, Grieß. Alles wurde pfundweise abgewogen und in spitzen Papiertüten, sog. Rogn, verpackt. Das Sortiment umfasste weiter noch Malzkaffee, Bratheringe, Süßstoff und Bonbons für die Kinder. Darüber hinaus brauchten die Hausfrauen Zündhölzer, Seife, Waschpulver, Schuhcreme, Wolle und Sternzwirn. Das Angebot für die rauchenden Männer bestand in Pfeifentabak, billigen Stumpen (gerade gerollte Zigarillos) und Zigaretten der Marken Zuban oder Mokri. Das alles ist inzwischen Vergangenheit, denn am 29. Februar 2008 war der letzte Verkaufstag des sprichwörtlichen „Tante-Emma-Ladens".

Neben dem einfachen Laden betrieb die Familie Hofmann früher noch eine sog. „Flaschenschenke". Diese Art von Gastronomiebetrieb erlaubte die Abgabe von Bier nur in Flaschen. Die Konsumenten durften nach den gesetzlichen Bestimmungen die Getränke mitnehmen oder an Ort und Stelle unmittelbar aus der Flasche trinken. Die Verabreichung in Gläsern oder eine sonstige Verköstigung war nicht erlaubt.

1950 entstand in unmittelbarer Nähe des Anwesens ein Neubau mit modernen Schaufenstern, in dem dann ein richtiger Laden eingerichtet wurde. Das Altgebäude erfuhr durch Max Hofmann sen. einen großzügigen Umbau und nach Erhalt der Schankkonzession entwickelte sich danach ein richtiges Wirtshaus. Seit 1973 dient es den „Perlbachschützen" als Vereinslokal. Die erfolgte Renovierung durch Max und Helga bietet Gewähr dafür, dass das „Dorfwirtshaus" in Oberndorf auch künftig seinen Bestand hat. Eine Besonderheit gab es bis vor etwa 20 Jahren noch beim „Kramer". In seinen Räumen befand sich nämlich ein öffentlicher Fernsprechanschluss, den jeder Bürger zum Telefonieren benutzen durfte. Die Familie Hofmann war damals auch verpflichtet, eingehende Telegramme an die Empfänger zu überbringen.

Die Bahnhaltestellen Oberndorf und Untervierau

BahnhofUntervierau Bild 6In den Jahren 1904/1905 ließ die Bayerische Staatsbahn das Reststück Miltach – Konzell Süd für die Strecke nach Straubing bauen. Dabei entstand auch der Halteplatz Oberndorf. Er wurde mit einem bescheidenen Holzunterstand ausgestattet. Die Anlage befand sich rechts des Gleises in Richtung Straubing, unmittelbar nach dem Kreuzen der Eismannsberger Straße und diente als sog. Bedarfshaltestelle, das heißt, der Zug hielt nur, wenn Reisende ein- oder aussteigen wollten. Auch in Untervierau wurde bei Eröffnung des letzten Teilstückes am 01. Juni 1905 ein Haltepunkt eingerichtet, der sich auf Höhe von Naturstein Eckl befand. Die Oberndorfer und Untervierauer haben offensichtlich das Angebot zu wenig genützt, denn bereits vor 1930 stellte die Verwaltung die Bedarfshaltestellen wieder ein. Nach Demontage der Schienen und der Stahlschwellen im April 1996 und der anschließenden Errichtung des Radweges, erinnert nur noch der Bahnkörper an vergangene Zeiten, inzwischen ist die seitliche Aufschüttung durch die fortschreitende Vegetation verschwunden.

Oberndorf als bedeutender Straßenknotenpunkt

Oberndorf hatte schon immer einen bedeutenden Stellenwert als regionaler Straßenknotenpunkt. Bis zum Bau der „Ostmarkstraße" Chamerau – Miltach im Jahr 1932, jetzt Bundesstraße 85, erfolgte die Verkehrsführung von Cham nach Viechtach über Oberndorf – Eismannsberg. Genau genommen ging sie durch den Ort und zwar zwischen den Anwesen der früheren Besitzer Franz Xaver Steinbauer und Max Münch. Die kleine Brücke über den Perlbach, erbaut 1884, befand sich wenige Meter bachaufwärts neben der jetzigen Bogenbrücke. Im März 1919 hatte das Bezirksamt dieses ehemalige Bauwerk wegen zu geringem Durchfluss bei Hochwasser von einem auf zwei Joche erweitern lassen. Der Weiterbau der Bundesstraße 85 in Richtung Viechtach geschah ab 1938. In diesem Jahr wurde auch die Brücke mit drei Bögen neu gefertigt.

Die zweite, in früherer Zeit noch wichtigere Straße, kam aus der Gäubodenstadt Straubing und führte in die Bezirksstadt Kötzting. Von Oberndorf verlief die Trasse in Miltach über die Perlbachstraße und den St. Martinsplatz.

Geraetehaus2ZoomIm Bild links steht das 1955/1956 erbaute Feuerwehrhaus mit dem hölzernen Schlauchtrum. Im Obergeschoß des kleinen Gebäudes befand sich die Gemeindekanzlei. Zum damaligen Zeitpunkt war die Hauptstraße in Oberndorf noch nicht staubfrei.

Das stetig steigende Verkehrsaufkommen erforderte 1965 den Ausbau des Kreuzungsbereiches mit Abbiegespuren. Für Fußgänger kam 1968 eine Tunnelunterführung hinzu, nachdem sich sogar tödliche Unfälle dort ereigneten. Die Verkehrsbelastung hat in den letzten zwanzig Jahren gewaltig zugenommen, besonders zu Arbeitsbeginn und Arbeitsende der „ Zollner-Leute".

Das „Oberndorfer Lager"

Barackenlager Bild 8Nach der erzwungenen Vertreibung trafen Ende 1944 hunderte von Flüchtlingen auch in Miltach ein. Viele der Heimatvertriebenen waren gerade noch mehr schlecht als recht in Privathäusern unterzubringen. Eine weitere Lösung der Wohnraumnot bestand im Bau von „Wohnraumlagern", eines davon entstand in Miltach am Reiterweg, das zweite an der Stelle, an der sich jetzt der Bauhof und der Wertstoffhof in Oberndorf befinden.

Die Bauweise der sechs Holzbaracken bei Oberndorf war mehr als bescheiden. Jede enthielt zwei Räume mit rund 35 Quadratmetern Fläche, darin standen ein einfacher Blechofen und einige dreistöckige Betten. Eine Glühlampe an der Decke musste zur Beleuchtung reichen. Bis zu 12 Personen teilten sich einen Raum. Als Toilette diente ein eigenes kleines Häuschen am Rande der provisorischen Siedlung. Das Trinkwasser holten die etwa 100 Bewohner aus einer ausgehobenen Grube in der Wiese auf der anderen Seite der Eismannsberger Straße: Es war reinstes Grundwasser. Brennholz besorgten sich die Heimatvertriebenen aus den umliegenden Wäldern, legal oder manchmal auch illegal. Bewohnt waren die Baracken bis 1954. In dieser Zeit mussten die Menschen große Not ertragen.

Die ehemalige Gemeinde Oberndorf

Die erste Gemeindebildung erfolgte 1818, bei der Obervierau und Untervierau mit Teilen von Flammried zu Oberndorf kamen. Zum damaligen Zeitpunkt war Oberndorf noch in die Vogtei Miltach eingegliedert. Ab 1821 gehörte die Gemeinde im Perlbachtal zum Patrimonialgericht der Freiherrn von Leoprechting zu Altrandsberg. Dies besagt, dass die private Ausübung der Rechtsprechung durch den Gutsherrn geschah.

Unmittelbar nach dem Einmarsch der Amerikaner kam offenbar die Gemeinde auf Anordnung der Militärregierung vorübergehend zu Miltach, denn in einer Veröffentlichung im Amtsblatt ist zu lesen: „Mit Wirkung vom 1.4.1948 wird die Gemeinde Oberndorf aus der Gemeinde Miltach wieder ausgegliedert und wieder selbständig". Bei der Beschreibung 1964 im Landkreisbuch wird Oberndorf, damals noch eine selbständige Kommune, als „landwirtschaftlich ausgerichtete Gemeinde im beschaulichen Perlbachtal" bezeichnet. Der kleine Bach, der amtlich eigentlich Klingelbach heißt, bereitete den Anwohnern bei Hochwasser doch gelegentlich Probleme.

Im Oktober 1965 wurde eine interessante Stellungnahme des damaligen Bürgermeisters Max Hofmann in der Heimatzeitung veröffentlicht. Dabei äußerte er: „Die kommunale Verwaltung wird von den sechs Gemeinderatsmitgliedern zusammen mit dem Bürgermeister in ausgezeichneter und erfolgreicher Zusammenarbeit geführt. Besonders wichtig ist für die Finanzlage, dass die Gemeinde schuldenfrei ist. Der ordentliche Gemeindehaushalt weist eine Höhe 46 419 DM aus. Der außerordentliche Haushalt zeigt 340 000 DM für den Anschluss an die Fernwasserversorgung. Das Steueraufkommen der Gemeinde ist gering. Industrie und Handwerksbetriebe fehlen. Einzig angemeldete Gewerbebetriebe sind ein Maurergeschäft und eine Schlosserei.

Trotzdem hat Oberndorf beachtliche Leistungen vollbracht. Im Vordergrund steht der Ausbau von Verkehrswegen. So wurde die Ortsdurchfahrt Obervierau geteert. Oberndorf selbst hat eine Straßenbeleuchtung erhalten und man ist bereits daran gegangen, den Weg Untervierau – Siedlung staubfrei zu machen".

Der Oberndorfer Wahlpreis

In der heutigen Zeit ist es undenkbar, was in Oberndorf vorkam und am 29.10.1965 in der Zeitung stand. Dazu heißt es: „Zusammen mit Bürgermeister Max Hofmann hatte sich gestern in Oberndorf der Gemeinderat versammelt, um den Wahlpreis in Empfang zu nehmen, der von Bundestagsabgeordneten Dr. Stefen Dittrich (CSU) als Anreiz für eine Erhöhung der Wahlbeteiligung gestiftet worden war. Die Gemeinde Oberndorf, die schon bei den letzten Wahlen für die beste Wahlbeteiligung mit einem Geldpreis belohnt wurde, konnte auch diesmal das Rennen machen, da alle Wahlberechtigten bis auf einen zur Wahl gingen". Aus dem Bericht ging jedoch nicht die Geldsumme hervor, die der Abgeordnete aus Kötzting für eine Wahlbeteiligung von nahezu 100 Prozent mitbrachte. Angeblich waren es 1000 Mark. Auf dem damals erschienenen Foto zum Bericht waren neben Bürgermeister Hofmann die Gemeinderäte Max Vogl, Xaver Fischer, Josef Heigl, Andreas Heigl und Ludwig Schnitzbauer zu sehen. Max Hofmann war von 1962 bis zur Gebietsreform Bürgermeister, als seine Amtsvorgänger sind Wolfgang Wanninger und Alois Wanninger bekannt.

Die Gebietsreform 1972

Auch die Gemeinde Oberndorf unter dem damaligen Bürgermeister Max Hofmann hat der Eingemeindung in die Gemeinde Miltach zum 1.1.1972 freiwillig zugestimmt. Gemeindeschreiber in Oberndorf war Helmut Röll, der bereits seit 1966 Bürgermeister von Miltach war.

Ebenso wie in Altrandsberg hat der Gemeinderat bereits im Mai 1971 der Gemeindeauflösung und Umgemeindung zugestimmt. In der anschließenden Bürgerabstimmung haben dann die „Oberndorfer" mit 72 Ja-Stimmen und 65 Nein-Stimmen den Anschluß an Miltach ebenfalls befürwortet. Die Akten der Gemeinde mit den Beschlussbüchern die bis 1892 zurückreichen, wurden von Miltach übernommen.

Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug vor der Gebietsreform genau 392 Hektar. Mit der Gebietsreform war auch der Wechsel des Regierungsbezirkes von Niederbayern zur Oberpfalz verbunden.

Es ist folgende Einwohnerstatistik überliefert: im Jahr 1884 = 215 Bürger; 1890 = 207; 1895 = 209; 1903 = 254; 1939 = 272; 1962 = 250; 1972 = 263. 2012 sind auf diesem Gebiet 243 Menschen wohnhaft.

Innerhalb der Ortsschilder von Oberndorf wohnen derzeit 117 Menschen, hier gibt es folgende Straßen: Bachstraße, Eichlhofweg, Hauptstraße, Lanzenweg und Zandter Straße.

Geistliches

Der nur einen Meter breite Radlbach bildete bis 1866 die Pfarrgrenze zwischen Chamerau und Moosbach. Demnach gehörten die Häuser bis Hofmann zu Chamerau und die restlichen zu Moosbach. Diese Anwesen kamen dann nach der Expositurgründung zu Miltach. Im Gegenzug wurden Allmannsdorf und Holzhof nach Moosbach umgepfarrt.

Feldkreuze

Feldkreuze sind ein Ausdruck von Volksfrömmigkeit und ein Beweis von bäuerlicher Kultur. Von den 53 vorhandenen Feldkreuzen in der Pfarrei Miltach stehen 7 Stück im Ortsbereich von Oberndorf. Die ältesten dieser Flurdenkmäler stammen aus einer Zeit um 1900. Bemerkenswert ist, dass rund hundert Jahre später in Oberndorf zwei dazu kamen, aufgestellt von der Familie Schedlbauer vor dem eigenen Anwesen und am Lanzenweg. Das älteste Feldkreuz steht ganz allein in der Nähe des Friedhofes zwischen Wiesen und Feldern mit dem Flurnamen „Zandter Steig". Ein weiteres Kreuz befindet sich an der Hofeinfahrt zum Anwesen Gudrun und Josef Früchtl. Die übrigen steinernen Zeugen stehen entlang der Hauptstraße vor den Wohnhäusern von Gottfried Heigl und Martin Vogl. Zuletzt noch das „Laumerkreuz" am Dorfende links der Straße Richtung Altrandsberg. Nachzutragen bleibt noch der Hinweis, dass bis etwa zum Jahr 2000 auch vor dem Anwesen Münch ein Kreuz stand.

Seit 1976 besteht am Weg zum Widderberg vor dem Waldstück eine immer gepflegte Anlage mit einem Holzkreuz und mehreren Totengedenkbrettern. Die Initiative zur Verwirklichung ging von den Wanderfreunden aus, unterstützt von Mitgliedern der Feuerwehr. Später engagierte sich auch der Perlbach-Schützenverein, der einen Tisch und zwei Bänke aus Metall aufstellte. Die kirchliche Segnung am 15. Mai 1976 vollzog Pfarrer Siegfried Zacher aus Bernried bei Deggendorf. Danach wurde das Ensemble noch mit weiteren Totenbrettern für Oberndorfer Bürger erweitert. Im Mai 2012 wurde die Anlage durch die Gemeinde Miltach völlig erneuert, Granitsäulen geben den Gedenktafeln nunmehr den Halt und mit der Pflasterung des Zuganges und des Vorplatzes erhielt die Örtlichkeit ein würdiges Ambiente. Alle zwei Jahre, wie auch heuer geschehen, führt im Anschluss an den Gottensdienst in der Pfarrkirche St. Martin ein Bittgang zum Widderberg-Kreuz.

Josef Heigl, Stadtpfarrer in Furth i. Wald

Pfarrer-Josef-Heigl Bild 11Ab 1898 war der aus Oberndorf stammende Josef Heigl Stadtpfarrer in Furth i. Wald. Er starb 1932 als Ehrenbürger der Grenzstadt und liegt auch dort begraben. In der Stadtchronik ist über ihn festgehalten: „Der unermüdliche Seelsorger prägte 34 Jahre lang das kirchliche Leben der Stadt". Als weitere Titel stehen auf seinem Sterbebild: Bischöflicher Geistlicher Rat, Bezirks- und Schuldekan.

Am 6. März 1864 wurde in Oberdorf auf dem Hof des „unteren Heiglbauern" Josef Heigl geboren. Seine Priesterweihe empfing er am 19. März 1889. Seine erste Kooperator-Stelle trat er in Kötzting an. Eine weitere Station seines priesterlichen Werdeganges war die damals noch übliche zweite Kooperatoren-Stelle, die er in Deggendorf ab 4. Dezember 1891 übernahm. Die Übertragung des Amtes als Stadtpfarrer in der Grenzstadt im Jahr 1898 bedeutete ohne Zweifel eine einmalige Auszeichnung des noch relativ jungen Priesters.

In den folgenden Jahrzehnten entstanden auf sein Betreiben der Bau des Gesellenhauses und des Vinzenzhauses. Für seine Verdienste erhielt er vom Stadtrat den Titel eines Ehrenbürgers verliehen. Daneben war er Träger des König-Ludwig-Kreuzes. BGR Heigl war in Miltach ein gern gesehener Gast beim Patroziniumsfest am 11. November, wo er zusammen mit dem Ortspfarrer ein levitiertes Hochamt feierte.

Zum Tod des Pfarrers ist auf dem Sterbebild vermerkt: „Gestorben am 26. September 1932 infolge Herzlähmung in Percha am Starnberger See im Alter von 68 Jahren und sieben Monaten, im 44. Priesterjahr". In seinem Testament verfügte Heigl, dass seine Albe und seine Stola das Pfarramt Miltach erhalten soll. Ferner stiftete er 50 Reichsmark an die Expositur Miltach zur Lesung von 25 Messen für ihn und seine Eltern.

Quellen:
Die vorstehenden Texte und Fotos stammen zum größten Teil von Erwin Vogl, Miltach; dafür ein herzliches "Vergelt´s Gott!"; daneben geht der Dank auch an die Gemeindeverwaltung Miltach, von der wir ebenfalls große Unterstützung erfahren durften.